11.08.22: Soldier Field
Mein Ausflug ins Soldier Field - ein Stadion gewidmet den Soldaten der Vereinigen Staaten, besonders denen des Ersten Weltkriegs

Wie viele von euch wissen schau ich gerne Football Matches, aber so ein Stadion von Innen zu sehen ist was ganz anderes als es immer nur im Fernsehen zu sehen. Soldier Field ist wohl eines der geschichtsträchtigsten Stadien in den USA (keine Ahnung wies mit dem Rest der Welt ausschaut), es existiert seit den 20er Jahren und ist zu Ehren der gefallenen des Ersten Weltkriegs gebaut worden und der Name darf nicht geändert werden (dafür gibts sogar ein Gesetz angeblich).
Nachdem ich mir in der Früh ein bissl Zeit ließ, um mich noch von Hakim und Suleiman zu verabschieden, machte ich mich auf den Weg Richtung Museumscampus, welcher durch den starken Wind sehr unterhaltsam war. Heute dachte ich mir zum ersten Mal, Chicago hat den Spitznamen Windy City wirklich verdient.

Der Wind hatte starken Wellengang ausgelöst und der Weg, wo ich üblicherweise entlang spazierte, war einfach überflutet. Da ich neugierig war, ging ich diesen Weg vor bis zum Adler Planetarium und dort wurde es sogar noch schlimmer, am unterhaltsamsten war es mitzubekommen, wie die Amis sich plötzlich wunderten woher die Wellen kamen.

Um 12 ging es dann Richtung Stadion und ich schaute mir das Stadion noch von außen an, bevor ich dann reingelassen wurde für die Führung. John Finnegan, ein Alter Haudegen, erzählte uns über eine Stunde lang Fakten über das Stadion und seine Chicago Bears (sie wurden vor 102 Jahren für 100$ gegründet, sind jetzt 5 Mrd wert).

So ist an den Originalmauer, welche bei der Restaurierung 2001 erhalten blieb, für jeden gefallenen Soldaten ein Blatt eingearbeitet und eine Statue gedenkt an den Krieg, den die amerikanische Bevölkerung nicht kämpfen wollte. Das ursprüngliche Stadion war im römischen Stil gehalten, mit alten Stein-Hölzernen Tribünen und wurde regelmäßig ausverkauft (Zuschauerrekord 123000 Personen 1927 als die Fighting Irish aus Notre Dame die USC Trojans besiegten). Auch wurde das Stadion mal als Skisprungschanze verwendet, was ich recht amüsant fand.


Drinnen in den Zuschauerrängen angekommen schauten wir uns, eh wie für amerikanische Verhältnisse üblich, einen Film über die Geschichte des Stadions an. Der war recht lehrreich, aber der Ton hätte besser sein können. Nach dem Film wurde uns der leer gelassene Sessel gezeigt, welcher nie befüllt wird - dieser steht symbolisch für die im Krieg vermissten Soldaten, welche diesen Platz füllen sollen.


Danach ging es zum Spielfeld, wir durften nur ausnahmsweise in die Nähe, weil ja am Samstag bereits Preseason Opener gegen die Kansas City Chiefs ist, und da niemand mehr auf das Feld gelassen wird. Wir durften nur auf dem schwarzen Teppich gehen, und ich hielt mich brav dran, aber nicht alle anderen.

Nun ging es ab in die Katakomben, in den Interviewroom und die Gästekabinen - beides nicht so spektakulär und erinnert eher ein bissl wie eine alte Turnhalle für große Leute. In die Heimkabinen durften wir nicht, da war unser Guide auch nur 1x drinnen, aber angeblich gibts da drinnen haufenweise medizinische Ausrüstung, einen Jacuzzi und vieles mehr - sicherlich komfortabler als das was hier gezeigt wurde.

Zum Ende der Tour wurden wir noch in die teuren, verglasten Tribünen gebracht und uns wurde auch die historische Arena gezeigt, in die das neue Stadion einfach hinein gebaut wurde.

Nach der Führung ging es noch einmal quer durch die Stadt, weil ich noch nie von Popeyes gehört hatte (und auch nicht mehr hören muss, also vergesst es gleich wieder), und es probieren wollte. Nein das war keine Empfehlung vom Guide, aber der hat auch Hotdogs empfohlen, und irgendein italienisches Sandwich - aber er war auch der nächste Guide welcher eindeutig von Deep Dish Pizza (so eine dicke Pizza mit Käse ausgelegt und 3 cm hoch) abgeraten hat. Sowas essen nur Touristen in Chicago.

Am Ende vom heutigen Tag, will ich euch noch kurz die Geschichte (so wie sie mir erzählt wurde, vielleicht wurde es auch etwas übertrieben) von Walter "Sweetness" Payton erzählen - nach Ihm ist der Walter Payton Man of the Year Award benannt, welcher an den Spieler in der NFL geht, welcher das meiste soziale Engagement im Jahr gemacht hatte.



Walter Payton ist der beste Spieler den die Chicago Bears in ihrer 102 jährigen Geschichte hatten, er hat die Bears auch zum Sieg in Super Bowl XX geführt. Er litt unter primär skelorsierender Cholangitis (quasi eine Art Leberversagen) und hätte eine Spenderleber benötigt und wurde deshalb auf die Liste gesetzt für Spenderlebern. Die Stadt Chicago hätte ihn direkt ohne seine Zustimmung auf Platz 1 vorgereiht, damit er als Erster eine Spenderleber bekommen würde, was er aber ablehnte. Er meinte, auch wenn er vielleicht gut Football spielen würde, wäre das kein Recht vorgereiht zu werden, und so starb er wenige Monate später in seinem 45 Lebensjahr, bevor er eine Organspende bekommen konnte. (Natürlich gibt es dazu auch die Gegenseite, das seine Leberprobleme von diversen Schmerzmitteln und Betäubungsmitteln herrührten, die er während und nach seiner aktiven Zeit aktiv einnahm).

